Katalogtext, 2000

Tiertage, Saft, Plage, Staack sind Titel der Bilder von Jörg Schmidt. Bereits die Titel vermitteln einen Eindruck vom Gegenstand der Bilder, der oft nicht greifbar ist. Eigentlich geht es auch nicht um die Abbildung von Lumpenfrauen oder um den Busch, sondern um die Farbmassen, mit denen Schmidt kämpft. Gelb und Grün wälzen sich über die Fläche, Linien in Orange legen sich über ein helles Geflecht von Farben und Formen. Wie dunkle Speere stoßen grüne Arme auf dem Bild Busch in den Schemen eines kaum noch erkennbaren Gesichtes. Immer sind es Bilder, die keinem Kalkül folgen, sondern in denen die Notwendigkeit des Schaffensprozesses offenkundig wird.

Die Farben brechen sich ihre Bahn, auch wenn Titel wie Wiedehopf oder Saft erkennen lassen, was einmal der Ausgangspunkt war, ist den Bildern die gegenständliche Assoziation nicht zu entnehmen. Hier scheinen die Umrisse eines Fußes erkennbar, beugt sich der Schemen einer Figur über die Fläche, aber ob dort wirklich ein Wiedehopf steht, vermag der Betrachter nicht mit Sicherheit zu sagen.

Beherrschendes Moment ist immer der souveräne Umgang mit Farbe und Form. Malerei nicht als Behauptung eines netten Zeitkolorites, sondern als ein Ausdruck innerer Welten, deren Artikulation so nur im Anschluss an einen langen Prozess des Suchens nach der "richtigen" Form und dem treffenden Farbklang gelingen kann. Meistens ist doch der Mensch das Thema. Auf der Bild Schmale Pritsche reckt sich der Körper ebenso in die Höhe, wie sich bei dem Bild Kante sich eine Figur aus dem Bett zu räckeln scheint.

Schmidt hat lange studiert. Die Fachhochschule für Gestaltung in Bielefeld und die Hochschule der Künste in Berlin waren Ausbildungsstationen, in denen er das Aktstudium und die Proportion der menschlichen Figur gründlich erlernte. Auch als Lehrer gab er das erlernte weiter und diskutierte seine Auffassung zu den immer gleich gebliebenen Grundproblemen der Malerei. Auch Schmidt geht es um Form und Farbe, Gestaltungselemente, die abseits aller offenkundigen Thematik selbst der Malerei der "Neuen Wilden" und den Expressionisten um Kirchner ihre Weltgeltung verschaffte.

Die Verwandtschaft ist erkennbar, De Kooning blickt ebenso erfreut auf den Bruder im Geiste wie Heisig und Bacon. Aber Schmidt intoniert eine eigene Note, schafft einen Ton der letztlich leichter ist. Die Farben schweben, vielfach scheint es als habe sich der Maler aus giftigem Grün und bedrohlichem Gelb an das Licht hervorgearbeitet. Brüchige Linien umreißen Ahnungen von Formen die vielleicht einen Moment später im Nebel verschwinden werden.

Richard Rabesaat



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